Ausstellung zur Berlinale 2012: AUS FILM, FUNK UND FERNSEHEN
Anlässlich
der Berlinale 2012 präsentiert die Galerie Deschler zum zweiten Mal eine
Ausstellung mit Arbeiten von Künstlern der Galerie, die in unterschiedlicher
Weise auf das Thema Film, Funk und Fernsehen Bezug nehmen. Die Auseinandersetzung
erfolgt dabei mal eher durch die spezielle Form oder Technik der Arbeit, mal
inhaltlich, etwa in Bezug auf die modernen Mythen, welche die Silberleinwand
im populären Bewusstsein geschaffen hat.
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Holger Bär widmet sich bereits seit gut zwanzig Jahren der Entwicklung computergesteuerter Malmaschinen, die digitale, meist fotografische Vorlagen in das traditionelle Medium der Ölmalerei zurückübersetzen. Sein Interesse gilt hier sowohl dem bildschaffenden Prozess als auch der Frage, mit welchen Assoziationen und Ideologien Formensprachen und künstlerische Techniken wie Fotografie und maschinelle Automatismen besetzt sind und wie sie unser visuelles Weltbild entscheidend prägen. Für diese Ausstellung präsentiert er ein Ölbild und drei Aluminiumstiche von analogen Fernseh-Testbildern.
Rainer Fetting ist international vor allem durch seine virtuosen Gemälde bekannt, die von neo-expressionistischem malerischen Ausdruck mit gestischem Pinselduktus geprägt sind. In dieser Ausstellung zeigen wir vier Gemälde von Fetting, in denen er die Schauspielerin Nathalie Delon in ihrer Rolle als Jane Lagrange portraitiert, die sie in Jean-Pierre Melvilles klassischem französischen Gangsterfilm Le samouraï (Der eiskalte Engel, 1967) an der Seite von Alain Delon gespielt hat.
Der amerikanische Künstler Jay Mark Johnson arbeitet mit einer modifizierten Panoramakamera, die es ihm erlaubt, durch wiederholtes Aufnehmen desselben vertikalen Bildstreifens über einen festgelegten Zeitraum die traditionelle räumliche x-Achse des Bildes durch eine zeitliche zu ersetzen. In ihrer temporalen Dimension stehen die Arbeiten, die durch ihre seltsamen Verzerrungen verblüffen und unsere Sehgewohnheiten in Frage stellen, zwischen der fixierten Momentaufnahme der Fotografie und der zeitlichen Ausdehnung von Film.
Die Objekte des international aktiven niederländischen Bildhauers Hans van Meeuwen sind eine ironiegetränkte, hintersinnige Schau von Dingen und Dingfragmenten. Seine schalkhaft witzigen Arbeiten, wie die hier präsentierten Figuren der Film- und Fernsehcharaktere Dr. Who, Indiana Jones und Jack Bauer, unterlaufen durch ihre ungewöhnliche Sicht auf gewöhnliche Dinge die üblichen Wahrnehmungsstrukturen.
Stefan Roloff ist seit den 80er Jahren einer der frühesten Pioniere computergestützter Bildbearbeitung und Videos. Seine Arbeit „House Burning Down“ (1995) besteht aus 25 Cibachromes des brennenden Hauses eines Freundes in West Virginia, das wegen Baufälligkeit abgerissen werden sollte. Die Fotos kamen zustande, weil die 16mm-Kamera, mit der das Ereignis gefilmt werden sollte, ausfiel. Im Basement zeigen wir zudem seinen Dokumentationsfilm über den ostdeutschen Bürgerrechtler Rudolf Tschäpe (30 Min., 2011).
Salomé ist sicherlich der schillernste Vertreter der Berliner Malergruppe der „Neuen Wilden“. Seine Malerei verbindet die Lust am gestischen Pinselstrich und der expressiven Farbe mit seriellen Reihen und einem konzeptuell präzisen Ansatz, der über das rein malerische weit hinausgeht. Wir zeigen sein Portrait des Schauspielers Ben Becker.
Deborah Sengl, ausgebildete Künstlerin und Biologin, ist bekannt durch ihre Serie „Ertarnungen“, in der das Raubtier die Form seines Beutetieres annimmt. Wir zeigen ihre neue Arbeit „And Cut!“, welche sich mit der für ihre Arbeiten typischen beißenden Ironie den Verwandlungsfähigkeiten des Schauspielers – und des Schauspielers in jedem von uns – beschäftigt.
Die japanische Künstlerin und Pollock-Krasmer-Foundation-Stipendiatin Yukiko Terada schafft durchlässige und vielschichtige Objekte aus Textilien, die für sie eine zweite Haut des Menschen darstellen. So veranschaulicht sie auf bestechende Weise die fließenden Interaktionen, die zwischen dem Menschen und seiner natürlichen und kulturellen Umwelt ablaufen. In ihrer Serie mit Schmetterlingen – Sinnbild für Metamorphose und Verwandlung – stehen diese gleichzeitig für die Bedrohung des natürlichen Gleichgewichtes durch die Zerstörung der Natur durch den Menschen: Teradas Schmetterlinge tragen alle Namen, die als gefährdete Arten auf der Roten Liste der IUCN geführt werden.
Patricia Waller arbeitet seit Jahren konsequent an ihren subversiven Häkelobjekten, deren subtile Botschaften so erfrischend unkonventionell und frech sind, dass man sich ihnen kaum entziehen kann. Indem sie hochbrisante Sachverhalte in heimelige Harmlosigkeit kleidet, überlistet sie tradierte Sehgewohnheiten durch die schiere Unverhältnismäßigkeit von Material und Objekt. Neben ihrer ganz eigenen Version des „Berlinale Bären“ zeigen wir zwei Arbeiten aus ihrer Serie „Aliens“, die augenfällig machen, dass es in Hollywoods außerirdischen Fantasiegestalten immer eigentlich um uns selbst und unsere unbewussten Triebe und Ängste geht.
Andy Warhols Darstellung von Marilyn Monroe ist sicher ein Schlüsselwerk der Pop Art: in exemplarischer Weise bringt es die Faszination des amerikanischen Künstlers mit dem Starkult der Welt des Hollywood-Films und dem Phänomen des Ruhms in der Massengesellschaft zum Ausdruck. Wir präsentieren hier einen der ursprünglich nicht-authorisierten Prints, die dennoch inzwischen Eingang in Warhols Werkkatalog gefunden haben.
Exhibition on the occasion of the Berlinale 2012: IN THE PICUTRES
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