„Digital Landscapes“
Unter dem Titel „Digital Landscapes“ zeigt die Berliner Galerie Deschler in der VILLA Francke, in Potsdam Sanssouci, Werke von Holger Bär, Jay Mark Johnson, Jörn Grothkopp und Patricia Waller.
Die Ausstellung präsentiert vier verschiedene zeitgenössische Ansätze zum klassischen Thema Landschaft, welche die zunehmende Digitalisierung unserer Erlebniswelt wiederspiegeln und kritisch reflektieren. Digitale Bilder, ob auf Computerbildschirmen oder Smartphones, nehmen einen immer größeren Raum in der täglichen Wahrnehmung unserer Umgebung ein und prägen in zunehmendem Maße unsere Sehgewohnheiten und kulturell bedingten Wahrnehmungshorizonte. Zwangsläufig verändert sich damit auch unser Blick auf Landschaft, deren Darstellung in der Kunst schon immer stark von kulturellen Konzepten geprägt war.
Bei Holger Bärs maschinengemalten Bildern steht die computergesteuerte mechanische Produktion der Bilder im Vordergrund, wobei die in Acryl oder Öl auf Canvas gemalten Bilder einerseits auf visuelle Techniken und Effekte der Pointillisten des späten 19. Jahrhunderts zurückverweisen – weshalb sich Bär auch als Neo-Pointillisten bezeichnet – andererseits, und technisch treffender, auch unverkennbar die „Handschrift“ von aus einzelnen Pixeln zusammengesetzten Bildern auf digitalen Bildschirmen erkennen lassen. Bärs sehr bewusstes Spiel mit diesen Assoziationen und Bildrastern macht seine Gemälde sowohl visuell als auch intellektuell faszinierend.Jay Mark Johnsons beim ersten Hinsehen oftmals verwirrende digitale Fotografien entstehen nicht durch nachträgliche digitale Bearbeitung, sondern durch eine besondere Aufnahmetechnik, in der auf der horizontalen Achse eine zeitliche statt einer räumlichen Dimension aufgezeichnet wird, unseren Sehgewohnheiten entsprechend aber als räumliche erscheint. Dies führt zu surrealen Effekten in seinen Bildern, in denen vertraute Landschaften in völlig neuem Licht erscheinen. In Umkehrung des inzwischen bekannten Effekts der digitalen Manipulation von Bildern, in denen eine nicht existierende Wirklichkeit vorgetäuscht wird, wird die Wirklichkeit hier unmanipuliert abgebildet, jedoch auf eine Weise, die uns manipuliert erscheint.
In den Gemälden von Jörn Grothkopp lässt sich eine dritte Sichtweise auf das klassische Landschaftsmotiv ausmachen. Diese liegt in einer radikalen Vereinfachung des Bildes, in dem die meisten Details entfernt und die Bildelemente auf ihre Grundstrukturen reduziert werden. Damit bringt er die komplexe Erfahrung des Sehens in eine Beziehungsstruktur, deren scheinbare Einfachheit sich beim Sehen wieder in eine komplexe Seherfahrung zurückverwandelt. (Jörn Grothkopps Arbeiten werden ab dem 6. Juli in einer Einzelausstellung mit dem Titel „Wir sehen“ in der Galerie Deschler zu sehen sein. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.) Die Ausstellung wird ergänzt durch eine gehäkelte Skulptur von Patricia Waller. Obgleich selbst nicht direkt eine Landschaft, verweist die Skulptur mit ihrem Bezug auf Comics (Bugs Bunny) auf die grafischen Landschaften von Fernsehcartoons, die bereits vor dem digitalen Zeitalter so stark unsere Wahrnehmung von Landschaft beeinflusst haben. Arbeiten von Patricia Waller sind zur Zeit in der Einzelausstellung „Innocent“ in der Galerie Deschler zu sehen.© Galerie Deschler Berlin and the respective authors / creators. All rights reserved.