Im Jandorf wird Castelli spontan und unmittelbar das gesamte Innere des Gebäudes bemalen. Er bricht damit radikal aus dem konventionellen Rahmen der Bildpräsentation aus. Die baulichen Strukturen, Treppen, Säulen und Wände verschmelzen mit seiner Malerei zu einem Gesamtkunstwerk. Er bewältigt die große Herausforderung in Bezug auf Malerei und Raumkonzeption mit dem für ihn typischen, bis ins Kalligrafische übergehend gestischen Pinselduktus. Die geschaffene Mehrdimensionalität mancher Werke lässt sich erst durch besondere Betrachtungswinkel erschließen und bindet so den Betrachter aktiv mit ein. Vollendet wird dieser Prozess nach Ablauf der einwöchigen Ausstellungszeit mit dem Übermalen der Werke: From White to White. So thematisiert Castelli nicht nur die Vergänglichkeit allen Schaffens, sondern stellt auch erneut seine eigene Wandelbarkeit und Spontanität unter Beweis, sein besonderes Talent, situativ zu reagieren, Neues zu kreieren und sich dabei immer wieder selbst neu zu erfinden.
Der Schweizer Künstler Luciano Castelli er-lebte früh seinen künstlerischen Durchbruch und nahm als jüngster Teilnehmer 1972 an der Documenta 5 in Kassel teil. Nach seinem Umzug nach Berlin 1978 wirkte er an der Seite von Salomé und Rainer Fetting im Umfeld der sogenannten Neuen Wilden. In der Folge gelang es ihm, aus dieser Malerei neue künstlerische Ansätze zu entwickeln. Castelli arbeitet in unterschiedlichen Medien, die sich gegenseitig ergänzen: Malerei, Fotografie, Film, Musik und Skulptur. Arbeitsschwerpunkt seines Werkes sind Selbstinszenierungen, in denen Eigenschaften, Emotionen und Rollen gegenständlich werden: auf der von ihm gewählten Bühne ist er selbst Akteur und Subjekt zugleich.
Der gelernte Modefotograf Sven Marquardt begann schon in den 1980er Jahren, die Ostberliner Künstler- und Schwulenszene in ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Fotografien zu portraitieren. Nach einer Schaffenspause nach der Wende nahm er diese Arbeit im Jahr 2000 wieder auf und hat sich durch Ausstellungen, Publikationen und Kooperationen mit Modelinien wie Hugo Boss und Levi’s oder dem Goethe Institut mittlerweile internationales Ansehen erarbeitet. Als Türsteher des Berghain Clubs ist er überdies durch sein markantes Aussehen weit über Berlin hinaus als Wahrzeichen der Stadt bekannt.© Galerie Deschler Berlin and the respective authors / creators. All rights reserved.