In seiner neuen Ausstellung Man on the Floorpräsentiert Tony Conway eine Serie von Bildern, an der er während der letzten beiden Jahre intensiv gearbeitet hat. Grundlage der Mixed-Media-Bilder sind Fotografien von meist heroischen Statuen des 18. und 19. Jahrhunderts, die der Künstler über einen Zeitraum von zehn Jahren in verschiedenen Städten in ganz Europa aufgenommen hat. Die Statuen finden sich normalerweise auf zentralen öffentlichen Plätzen und stellen historisch wichtige Persönlichkeiten dar, wobei die Repräsentation politischer und militärischer Macht – Herrscher und Feldherren – die kultureller Errungenschaften – wie z. B. Dichter und Künstler – klar überwiegt. Außerdem handelt es sich fast ausschließlich um männliche Figuren. In ihrer sehr öffentlichen und repräsentativen Funktion verkörpern diese Statuen das historisch gewachsene Selbstverständnis sowie eine Art kollektives Gedächtnis der jeweiligen Kultur.
In Conways Bildern, die aus mehreren bearbeiteten Schichten von Plexiglas aufgebaut sind, erscheinen die Figuren in stark abstrahierter Form: Der Künstler hat überflüssige Elemente in den monochromen Bildern entfernt und bestimmte Partien durch überlagerte Grafitzeichnungen herausgehoben. Dieser Prozess der Abstraktion löst die Figuren aus ihrem ursprünglichen zeitlichen und räumlichen Kontext heraus, sie werden allgemeingültiger, verlieren damit aber auch gleichzeitig ihre spezifische Bedeutung, werden zu heimatlosen Chiffren. Bemerkenswert ist weiterhin, dass die Figuren – im Gegensatz zu ihrer ursprünglichen strikt vertikalen Ausrichtung – in Conways Bildern horizontal erscheinen. Das heroisch Aufrechte ist einem nachgiebigen Zurücklehnen gewichen, wobei es dem Betrachter überlassen ist, dies als einen Sturz von Idolen zu lesen, als einen Neubeginn, oder als ein subversives Spiel mit geschlechtsspezifischen und anderen kulturellen Klischees – wie jenes, welches den Held als männlich und aufrecht sieht und die Frau als liegend und empfangend. Conways neue, verfremdete Sichtweise auf die Skulpturen hinterfragt geschichtlichen Pathos, kulturell geprägte Rollen und Muster sowie die Strukturen und Mechanismen unseres kollektiven Gedächtnisses.
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