Die „Mea Culpa Line Series“ ist eine meditative Auseinandersetzung mit Disziplin, Ausdauer und Selbstreflexion. Noah Becker zeichnet – ausschließlich mit Ölstiften und den Händen, niemals mit dem Pinsel – jeden Tag eine Linie auf mehreren Leinwänden. Der Akt ist körperlich fordernd, ein Ritual, das Körper und Geist an ihre Grenzen führt. Jede Linie steht für einen nüchternen Tag, einen Moment der Klarheit, einen Schritt in Richtung persönlicher Erlösung. Mit der wiederkehrenden inneren Bitte „Bitte verzeih mir, es tut mir leid“ wird die Arbeit zu einer stillen, aber kraftvollen Übung der Reue und emotionalen Widerstandsfähigkeit. Über einen Zeitraum von 30 bis 40 Tagen wächst die Serie – nie überstürzt, sondern getragen von Zeit, Absicht und Wandlung, jeden Tag entsteht eine Linie.
Im Werk „Identity Crisis“ steht jede datierte Linie nicht nur für einen Tag der Nüchternheit, sondern auch für den fortwährenden inneren Dialog zwischen Beckers schwarzer und weißer Identität. Die Entscheidung für ein nüchternes Leben hat ihm Klarheit geschenkt – eine Klarheit, die sein Selbstverständnis stärkt und ihm die Perspektive gibt, sich sowohl persönlichen als auch systemischen Herausforderungen innerhalb der Kunstwelt und darüber hinaus zu stellen. Die vielschichtigen Töne von Beige, Weiß, Braun und Schwarz sind mehr als bloße Farbwahl – sie repräsentieren ihn selbst und die Komplexität seiner Herkunft.
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The “Mea Culpa Line Series” is a meditative exploration of discipline, endurance, and self-examination. Using only oil sticks and his hands—never a brush—Becker commits to drawing one line per day on multiple canvases. The act is physically demanding, a ritual that pushes the limits of body and spirit. Each line represents a day of sobriety, a moment of clarity, and a step toward personal redemption. As the phrase “Please forgive me, I’m sorry” echoes through the repetition, the work becomes a quiet but powerful practice of atonement and emotional resilience. Over the course of 30 to 40 days, the series grows—never rushed, but shaped by time, intention, and transformation; one line every day.
In this particular piece, “Identity Crisis,” each dated line captures not only a day of sobriety but also the ongoing reconciliation of his Black and white identities. Through sobriety, he has found clarity—an essential decision that has strengthened his sense of self and given him the perspective to face both personal and systemic challenges within the art world and beyond. The layered tones of cream, white, brown, and black are more than just color choices—they represent him, Noah, and the complexity of his heritage.
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