Technical Matters
Holger Bär, Tony Conway, Jay Mark Johnson, Stefan Roloff
29. Oktober 2010 – 15. Januar 2011Holger Bär widmet sich bereits seit gut zwanzig Jahren der Entwicklung computergesteuerter Malmaschinen, die digitale, meist fotografische Vorlagen in die traditionellen Medium der Ölmalerei oder des Aluminiumstichs zurückübersetzen. Sein Interesse gilt hier sowohl dem bildschaffenden Prozess als auch der Frage, mit welchen Assoziationen und Ideologien gewisse Formensprachen und künstlerische Techniken besetzt sind, wie Fotografie und maschinelle Automatismen auf der einen Seite und manuelle Ölmalerei auf der anderen. Seinen künstlerischen und visuellen Erkundungen gründen zudem auf der Frage, wie die Fotografie unser visuelles Weltbild verändert und entscheidend geformt hat.
Die Arbeiten des New Yorker Künstlers Tony Conway vereinen verschiedene Techniken: Digitale Fotografien werden am Computer bearbeitet, bis sich ihre Essenz in nahezu abstrakten Formen erschließt. Auf mehreren übereinandergelagerten Plexiglasschichten durch Malerei und Grafitzeichnungen verstärkt, verbinden sich digitale und manuelle Verfahren zu einer plastischen Gesamtwirkung, die noch lange nachwirkt.
Der amerikanische Künstler Jay Mark Johnson arbeitet mit einer modifizierten Panoramakamera, die es ihm erlaubt, durch wiederholtes Aufnehmen desselben vertikalen Bildstreifens über einen festgelegten Zeitraum – im Bild dann von links nach rechts geschrieben – die traditionelle räumliche x-Achse des Bildes durch eine zeitliche zu ersetzen. Dadurch entstehen Bilder, die paradoxerweise gleichzeitig entschlüsselbar scheinen, da wir aus Gewohnheit die temporale Achse räumlich lesen, und doch auch durch ihre seltsamen Verzerrungen verblüffen und damit eben diese Gewohnheiten in Frage stellen. Tatsächlich sind die Bilder nur durch einen bewussten Willensakt, der sich den Entstehungsprozess vergegenwärtigt, wirklich verständlich und nachvollziehbar. Johnsons Bilder eröffnen damit völlig neue und ungewohnte Sichtweisen auf die Welt.
Stefan Roloff ist seit den 80er Jahren einer der frühesten Pioniere computergestützter Bildbearbeitung und Videos. Die ausgestellten Videostills entstammen der Raum-in-Raum-Installation „Let There Be Light“, die Roloff dieses Jahr beim XVII. Rohkunstbau im Schloss Marquardt in Potsdam präsentiert hat: Video- und Soundinstallationen im Inneren der Struktur aus verflochtenem Papier zeigen Personen aus verschiedenen Ländern und Kulturkreisen, die von ihren Zukunftsvisionen erzählen. Seine Installation „Lindenstraße“ war dieses Jahr bereits in der Gedenkstätte Lindenstraße 54/55 in Potsdam zu sehen, einem ehemaligen Stasi-Gefängnis, in welchem der politischen Verfolgung in beiden deutschen Diktaturen gedacht wird. Roloff hat für seine Installation ehemalige Häftlinge der Anstalt interviewt und projiziert ihre Schattenbilder an die Wand. Die Installation wird somit zu einem eindringlich mahnenden Erlebnis.Technical Matters
Holger Bär, Tony Conway, Jay Mark Johnson, Stefan Roloff
29 October, 2010 – 15 January, 2011For the 4th European Month of Photography the Galerie Deschler is presenting photography-based works by Holger Bär, Tony Conway, Jay Mark Johnson and Stefan Roloff. All four artists use the possibilities of digital photography in order to overcome the limitations of conventional photography and open up new horizons of perception.
Holger Bär has spent many years working on processes of the automization of painting, developing computer-controlled painting machines that re-transpose digital images—usually photographs—back into the traditional media of oil painting and aluminum engraving. In this, he is interested both in the visual-creative process itself, and in the associations and ideologies connected with certain formal languages and artistic techniques, such as photography and automization by machines on the one hand, and manual oil painting on the other. His artistic and visual explorations take their departure from the question of how photography has decisively shaped and changed our view of the world.
In his multi-layered works New York artist Tony Conway combines several different media. Digital photographs are manipulated on the computer until their essence is revealed in nearly abstract monochromatic forms. Combined with painting and graphite drawings on several stacked layers of plexiglas, digital and manual procedures are blended to create a holistic sculptural impression that keeps lingering in the mind of the viewer.
American artist Jay Mark Johnson’s uses a modified panoramic camera: by recording the same narrow vertical slit in front of the camera again and again over a fixed period of time and writing it from left to right in his wide images he effectively manages to replace the traditional spatial x-axis of the image by a temporal x-axis. The use of this unconventional technique creates images that seem both paradoxically familiar, for we habitually read the horizontal axis as being spatial, and yet also strangely distorted and twisted, thus calling into question fundamental conventions of perception. In fact, the images can only be fully understood with a conscious act of will that recapitulates the way they are created. Johnson’s images thus open up entirely new and unaccustomed ways of perceiving the world.
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