Deborah Sengl

Schon seit vielen Jahren beschäftigt sich die österreichische Künstlerin Deborah Sengl mit dem „Tarnen und Täuschen“ sowie der Diskrepanz zwischen Schein und Sein. Diesem Thema bleibt sie auch in ihrer neuesten Arbeit treu, der Skulpturenserie „Figure it out“. Es handelt sich dabei um eine Premiere, denn Sengl, deren Arbeiten seit 1995 in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen waren, zeigt damit erstmalig Arbeiten aus Porzellan. Ausgangspunkt ihrer beiden Skulpturen, deren Auflage mit 50 Stück limitiert ist, sind „Kabinettfigürlein“ im höfischen Barockstil, die schon lange zu den beliebtesten Motiven in der Porzellanmanufaktur zählen und seit jeher etwas edlen Glanz in die Wohnzimmer bürgerlicher Prägung bringen sollen. Wie kaum ein anderes Sammlerstück spiegeln diese Dekorationsobjekte die Sehnsucht nach Vollkommenheit und Exklusivität wider. In der Serie „Figure it out“ geht Sengl der Frage nach, was hinter diesen Porzellanfiguren steht – was durchaus wörtlich zu nehmen ist. Die Künstlerin holt die „wahren Gesichter“ der noblen Gestalten ans Tageslicht, die im sengltypischen Stil durch Tiere repräsentiert werden. „Wir Menschen verbergen unser Ich oft hinter einer strahlenden Fassade, um in der Gesellschaft optimal dazustehen. Auch diese Porzellanfiguren versuchen sich hinter ihrer glänzenden Oberfläche zu verstecken, doch manchmal bricht diese Schicht auf und ermöglicht uns damit einen Blick auf ihr eigentliches Wesen“, so Sengl. Vom Prototypen bis zur Fertigstellung ein Jahr Arbeit Vom ersten Prototypen über die Herstellung der Gussformen bis hin zur Fertigstellung der Porzellanfiguren steckt über ein Jahr Arbeit in dem Projekt. Jede Skulptur besteht aus über 15 verschiedenen Elementen, die gesondert gegossen und vor dem ersten Brennen „garniert“ – also mit flüssiger Porzellanmasse zusammengefügt – werden. Diese Figuren werden dann bei unterschiedlichen Temperaturen insgesamt drei Mal gebrannt: zuerst kommt der Rohbrand (1.050 Grad Celsius), dann der Glasurbrand (1.240 Grad Celsius) und zum Schluss der Dekorbrand (800 Grad), in dessen Rahmen die endgültige Farbgebung erfolgt. Für Sengls Skulpturen wurden dafür sogar spezielle Dekorfarben entwickelt und gemischt. Alleine die Herstellung einer einzelnen Figur – vom Gießen der einzelnen Elemente über das Garnieren, Trocknen, mehrfache Brennen, Glasieren und Bemalen – dauert auf diesem traditionellen Weg einige Wochen. Traditionelle Wiener Handwerkskunst Die Herstellung der Skulpturen ist ein Stück echter Handwerkskunst und erfolgt in traditioneller Handarbeit ausschließlich in Wien. Für die Fertigung der Gussformen und Produktion der Figuren zeichnet der Kerammodelleur Hermann Seiser verantwortlich. Der gebürtige Steirer, der sich bereits in der Modellstube der Augarten Porzellanmanufaktur und als Lehrender u. a. an der Angewandten oder der Wiener Kunstschule einen Namen gemacht hat, ist seit geraumer Zeit selbstständig und ein ausgewiesener Spezialist für komplizierte Produktionen dieser Art.

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